Sonntag, 12. August 2012

Jesus, den Du, oh Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast

Panisch suchen Maria und Josef ihr Kind. Im Trubel der Stadt Jerusalem ging ihnen ihr Sohn - der Sohn Gottes! - verloren! Was mag in ihren Köpfen alles vorgegangen sein... wie viele Vorwürfe haben sie sich gemacht! Ich bin noch kein Vater, aber ich kann mir vorstellen, daß Eltern dieses Gefühl kennen: Sie passen auf dem Spielplatz kurz nicht auf und das Kind fällt vom Gerüst. Das Kind klagt über Bauchschmerzen, man tröstet es, verkennt aber, daß es nicht nur ein Bauchwehwehchen ist, sondern mehr. Die Tochter kommt nach einem Streit ("Ich bin dreizehn und kann meine eigenen Entscheidungen fällen!") nachts nicht nach Hause. Das muß alles schrecklich für Eltern sein.

Ich denke, daß man hier eine wichtige Dimension der Liebe sehen kann: Liebe ist nicht einfach, sich am anderen zu erfreuen oder auch mit ihm sich an den gemeinsamen Gefühlen zu wärmen - auch wenn das gerne die heutige Gesellschaft sagt. Liebe ist das Wissen um ein großes Geschenk, daß Gott einem anvertraut hat. Liebe, wahre Liebe, ist immer mit Demut und Dankbarkeit verbunden. Mit dieser Demut und Dankbarkeit kommt ein Verantwortungsgefühl und so macht man sich Vorwürfe, wenn der geliebten Person etwas zustößt. Maria und Josef, wissend, wer das Kind ist - wie viel dramatischer muß das für sie gewesen sein?

Und schließlich finden sie ihn - welche Erleichterung! - im Tempel. Man kann also sagen, daß er eigentlich immer wohlbehütet war, denn, wie Jesus seine Mutter fragt "Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?" - und im Haus des Vaters wird es wohl am sichersten sein!

In den letzten Jahren wurde - sicherlich auch "dank" des Internets, der Lärm, den man von den Feinden Gottes hört, immer lauter. Generell fällt es zumindest mir schwer, in dieser hektischen und auch oft christusfeindlichen Welt den Herrn bei mir zu behalten. Dann ist es tröstlich, ihn in der Kirche zu wissen. Hier in Berlin gibt es in Steglitz die Rosenkranz-Basilika. Wenn man durch die Tür tritt, schreitet man in eine andere Welt. Aus der Shopping-Meile Steglitz-Mitte, in der im Sommer Mädchen in Klamotten herumlaufen, die einen mit Stitchie singen lassen "I can only comment about what dem nah wear", eifrig mit den Devotionalien der Shopping-Kultur (sprich Einkaufstüten von Zara und hastenichjesehen) herumrennen, in der junge Prolls herumhängen und nichts sinnvolles mit ihrer Zeit anzufangen wissen als den Mädchen hinterherzuglotzen steht diese Festung Gottes. Wenn die Tür hinter Dir zufällt, hörst Du den Lärm der Straße nicht. Die Kirche ist wenig beleuchtet, aber genügend, um zu sehen, daß die Wände über und über mit Bildern bedeckt sind. Man sieht einige alte Mütterchen Kerzen an der Statue der Mutter Gottes anzünden oder eine alte Frau, die auf den Knien langsam nach vorn rutschend einen Rosenkranz in der Hand hält. Das sind Räume im Haus des Herrn! Hier können wir Christus, wenn er verloren ging, wiederfinden!